

ISB intern
Qualität im Integrierten Vorgehensmodell IVGM
In komplexen Software-Projekten entstehen Fehler – das ist Fakt. Unser Anliegen ist es, dass diese in einer frühen Phase des Projekts und nicht erst zur Produktivsetzung gefunden und behoben werden. Dazu bedarf es eines stringenten Qualitätsmanagements – auf Auftragnehmer- und auf Auftraggeberseite.
Weitläufig bekannt ist hierbei die Tatsache, dass je später ein Fehler im Projektverlauf aufgedeckt wird, umso teurer ist die Behebung dieses Fehlers. Es ist aus diesem Grunde wichtig von Projektbeginn an, Qualitätsthemen im Blick zu behalten und kontinuierlich weiterzuverfolgen. In der folgenden Grafik wird dieser Zusammenhang dargestellt.
Es ist deutlich zu erkennen, dass die meisten Fehler zu Beginn des Projektes entstehen, aber erst kurz vor dem Release oder sogar erst nach Inbetriebnahme aufgedeckt werden. Ziel muss es daher sein, von Projektbeginn an das Qualitätsmanagement (QM) sowie die Qualitätssicherung (QS) einzubinden, um so Fehler frühestmöglich zu identifizieren und zu beheben.

Was ist Qualitätsmanagement?
Zum Qualitätsmanagement gehören alle Maßnahmen und Aktivitäten zur Erreichung und Aufrechterhaltung der Qualität. Der Fokus liegt hier im Besonderen auf der Qualität im Projektumfeld. Darunter fallen unter anderem Prozessüberwachung, Qualitätssicherungsmaßnahmen, RootCause-Analyse und Lessons-Learned.

Prozessüberwachung
Alle Tätigkeiten gliedern sich in Prozesse, welche den gesamten Projektablauf begleiten. Sie dienen der Unterstützung des Projektteams und geben eine Orientierungshilfe in Bezug auf das Was und das Wie, um das Projektziel zu erreichen. Durch ihre regelmäßige Anwendung sorgen Prozesse für Stabilität und vermeiden so unnötige, wiederholte Abstimmungen mit wechselnden Ergebnissen.
Qualitätssicherung
Unter Qualitätssicherung verstehen wir alle Arten von Testaktivitäten, Review-Prozessen und Audits. Dies bezieht sich auf alle Produkte, die im Projektrahmen erstellt werden und damit sowohl auf die Software selbst als auch auf alle begleitenden Dokumente.
Root-Cause-Analyse
Mit Root-Cause-Analysen können die zugrundeliegenden Ursachen gefunden werden, welche für aufgedeckte Fehler verantwortlich sind. Dadurch wird es möglich, Häufungen von Problemursachen zu identifizieren und mögliche Gegenmaßnahmen zu erarbeiten.
Tritt also beispielsweise eine Häufung bei Bedien-/Konfigurationsfehlern auf, kann eine mögliche Gegenmaßnahme sein, die Qualität der Dokumentation und der Schulungsunterlagen zu überprüfen.
Beispiele für Root-Causes sind:

Lessons-Learned
Ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätsmanagements (QM) ist die kontinuierliche Verbesserung der Qualität. Auf diese Weise wird gewährleistet, dass das Projektteam z.B. aus Fehlern lernt und Gegenmaßnahmen für die Zukunft ableitet.
Das Qualitätsmanagement (QM) überwacht diese Aspekte im Rahmen der Lessons-Learned und prüft dahingehend, ob sie angemessen und ausreichend sind und ob sie eingehalten werden. Diese Prüfung und Umsetzung erfolgt zum einen durch bewusste Phasenübergänge und zum anderen in Form von Retrospektiven in SCRUM.
Qualität in den einzelnen Phasen des IVGM
Das IVGM basiert auf PRINCE2 Agile®. Die sich daraus ergebenden Phasen sind in der folgenden Grafik dargestellt und im weiteren Verlauf in Bezug auf Qualitätsmanagement (QM) und Qualitätssicherung (QS) erläutert.

Initiale Phasen
Bereits während der Erstellung von Angeboten und darauf basierenden Verträgen werden Kundenanforderungen, Angebotstexte und Vertragstexte auf Qualitätsthemen hin überprüft. Das initiale QM-Konzept wird bereits in dieser Phase erstellt und im Verlauf des Projektes nach und nach mit weiteren Details ausgearbeitet. In der Initialisierungsphase (IS) werden die grundlegenden Prozesse des Projektes definiert und mit dem Kunden abgestimmt. Aus QM-Sicht sind insbesondere Change-Management, Konfigurations-Management, Fehler-Management und der Freigabe- und Abnahmeprozess in dieser Phase von großer Bedeutung.
Produktionsphase(n)
Die Produktion gliedert sich in mehrere Iterationen des Produktionsprozesses. Hierzu gehören wiederum wichtige QS-Tätigkeiten wie Reviews von produzierten Produkten (produzierter Quellcode, Dokumente, etc.), Erstellung und Ausführung von Testfällen, Analyse von Fehlern und Abnahme von Zwischen-Releases.
Zum Ende jeder Iteration findet im Rahmen einer Retrospektive ein Blick auf mögliche Lessons-Learned statt. Darin wird beleuchtet, welche Fehler und Probleme im zurückliegenden Zyklus aufgedeckt wurden und wie diese zukünftig vermieden werden können. Genauso werden auch Best-Practices identifiziert, welche sich bewährt haben und beibehalten werden sollen.
Die etablierten Prozesse werden auf diese Weise sukzessive optimiert und die zugehörige Dokumentation fortgeschrieben
Projekt-Abschluss
Das Projektendprodukt bestehend aus Dokumenten und Software wird in dieser Phase finalisiert und an den Kunden übergeben. Die abschließenden Abnahmetests werden, ggf. gemeinsam mit dem Kunden, durchgeführt. Mit der finalen Abnahme durch den Kunden geht das Projekt anschließend in den produktiven Betrieb und ggf. in die Wartungsphase über.
Tailoring von QM- und QS-Tätigkeiten
Gemäß IVGM können Prozesse auf die tatsächlichen Bedürfnisse des Projekts angepasst werden, was auch die QM- und QS-Tätigkeiten umfasst. Das Tailoring erfolgt in der Initialisierungsphase und bei Bedarf, z.B. als Resultat aus Lessons-Learned, im Verlauf des Projektes. Wie immer ist dabei wichtig, dass alle beschlossenen Anpassungen dokumentiert werden.
Eine mögliche Anpassung wäre beispielsweise, wenn ein Kunde zwar nichts gegen Zwischen-Releases einwendet, aber zugehörige Tests während der Projektlaufzeit nicht selbst durchführen will oder kann. Mit anderen Worten: Der Kunde will nur das Projektendprodukt am Ende des Projekts einem Abnahmetest unterziehen. In diesem Falle könnte eine ISB-interne QS-Instanz die Tests aus Kundenperspektive durchführen.
Eine weitere Anpassungsmöglichkeit wäre die optionale Rolle des Projekt-Qualitätsmanagers (PQM). Hierbei handelt es sich um eine Person oder eine Gruppe von Personen, die sich im Auftrag des Projektmanagers (PM) um die Etablierung und Durchführung von Verfahren des Qualitätsmanagements und der Qualitätssicherung kümmert.